Switcher war totgesagt – jetzt eröffnet die Traditionsmarke ihre erste Filiale
Geposted von Melvin Joss am Oktober 14, 2025Artikel im Tages Anzeiger Winterthur - vom 14.10.2025 / Patrick Gut
Die Kleidermarke mit dem gelben Wal erlebt ein Revival. Am 1. Dezember öffnet der Laden in Winterthur. In Zürich lagen die Mieten noch ausserhalb der Reichweite.
Die Stadt Winterthur kommt zu einer Premiere. Die Kleidermarke Switcher wird in Winterthur ihre erste Filiale eröffnen, wie der «Blick» am Dienstag schreibt. Der Laden auf rund 90 Quadratmetern wird am 1. Dezember im Shopping Seen starten, wie Switcher-CEO Marc Joss auf Nachfrage sagt.
Man erinnert sich: Switcher, die Schweizer Kleidermarke mit dem gelben Wal als Logo, ging 2016 in Konkurs. 2020 hat sie Marc Joss, der frühere Marketingleiter, wiederbelebt.
Seither ist die Marke vor allem im Onlinehandel aktiv und macht den Grossteil des Umsatzes über den eigenen Webshop. Die Produkte finden sich auch bei Brack, Digitec Galaxus und bei Zalando. Oder man kann sie vor Ort bei rund 50 Händlern kaufen.
Winterthur als Standort im Grossraum Zürich
Weshalb kommt Switcher nun ausgerechnet nach Winterthur? Für ihn sei klar gewesen, dass Switcher eine Filiale im Grossraum Zürich eröffnen wolle, sagt Geschäftsführer Joss. «Zürich selber liegt von den Mieten her noch ausserhalb unserer Reichweite», sagt Joss und weiter: «Das Risiko wäre zu gross gewesen.» Da sei Winterthur als stark gewachsene Stadt interessant und rasch in den Fokus gerückt. «Mit dem Shopping Seen haben wir einen Ort gefunden, an dem Fläche, Preis und Lage gestimmt haben.»
In städtischen Zentrumslagen sind die Mieten laut Joss teilweise immer noch «verrückt hoch». Vor 15 oder 20 Jahren habe man die Kosten für Mieten und Personal an solchen Lagen noch durch den Verkauf im Geschäft herausholen können. «Heute ist das an vielen Orten schwierig geworden.»

Zehn Switcher-Filialen schweizweit
Die Filiale in Winterthur soll nicht die Einzige bleiben. Im März wird im aargauischen Rheinfelden ein zweiter Laden eröffnen. CEO Joss strebt zehn Geschäfte innert zwei Jahren an. Die Fühler ausgestreckt habe man etwa in Genf, St. Gallen oder Luzern. Es sei noch nichts spruchreif. Joss sieht für Switcher ein Umsatzpotenzial von fünf bis zehn MIllionen Franken. Vor dem Konkurs lag der Umsatz bei 35 Millionen.Der Onlinehandel habe zwar zugenommen, trotzdem würden noch rund 70 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten stationär einkaufen. «Da die meisten Händler nur ein ganz kleines Switcher-Sortiment anbieten, kann das für die Kunden frustrierend sein», sagt Joss. Dem wolle man entgegenwirken.
Die Zukunft des Detailhandels
Joss will den Onlineeinkauf und das Shopping-Erlebnis vor Ort miteinander verknüpfen. Die Kundschaft könne weiterhin online bestellen und die Ware wahlweise nach Hause oder in die Switcher-Filiale liefern lassen. Dann könne man ein Shirt im Geschäft anprobieren und gegebenenfalls in einer anderen Farbe oder Grösse anfordern. Der Ersatz treffe innert 24 Stunden im Laden ein. «Das ist die Zukunft des Detailhandels», sagt Joss.
Der Bestseller ist bei Switcher laut Joss übrigens seit eh und je das T-Shirt Bob für 21 Franken. «Es wurde seit 1984 x-mal überarbeitet und schon oft totgesagt», sagt Joss.
Switcher liefert per Schiff
Der Bekleidungsmarkt ist laut Joss extrem umkämpft, er sei aber auch riesig. Chinesische Billiganbieter wie Temu oder Shein machen in der Schweiz mit Kleidern jährlich einen geschätzten Umsatz von rund einer Milliarde Franken. «Was diese von der Qualität her liefern, ist oft unterirdisch», sagt Joss. Zudem würde jeder Artikel einzeln per Luftpost versandt. Er wolle kein China-Bashing machen, schliesslich würden dort auch qualitativ hochwertige Produkte hergestellt. «Ökologisch gesehen ist die Ware für den Massenmarkt aber bedenklich.»
Bis 2030 wolle Switcher möglichst auf Polyester verzichten und vollständig auf Biobaumwolle umstellen. Switcher lässt die Kleider ausschliesslich in Indien herstellen und per Seefracht liefern. Sämtliche Produktionsschritte finden im Umkreis von 20 Kilometern statt. Mitbewerber würden die Ware für die einzelnen Schritte teils über weite Distanzen transportieren, und sie als «nachhaltige Shirts» für 29 oder 39 Franken anbieten.
Zum Vergleich: Das günstigste T-Shirt aus Biobaumwolle gibts bei Switcher für 17 Franken. «Ein Kampfpreis», sagt Joss. Und gleichzeitig deutlich teurer als die chinesische Massenware für zwei bis vier Franken. «Nachhaltigkeit muss bezahlbar sein», sagt Joss.
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